Diese Glosse zur Emanzipation aus dem 21. Jahrhundert ist freie Erfindung!
Bin modern
Ich bin recht zufrieden mit der für mich getroffenen Wahl.
Und das bereits beim ersten Blick in das liebliche Antlitz.
So leben wir nun schon manch Jahr und Tag
zusammen in einvernehmlicher Harmonie.
Ich halte ihn auch gut, weiß man doch: Das schwache Geschlecht
verstirbt sechs bis acht Jahre früher als eine Frau.
Ich sehe es gern, wenn er sich pflegt und wöchentlich einmal die Barbierstube aufsucht.
Da kann er sich in seiner Männerrunde schnattern und schwatzen. Bekanntermaßen frönen alle Männer gerne der Schwatzhaftigkeit.
Das geht natürlich nur, solange der Haushalt nicht darunter leidet. Ansonsten bin ich gelassen und bin modern.
Gerne pflege ich die Gastfreundschaft und lade die Vorstandsfrauen zu mir ein. Dann freue ich mich, wenn die bereiteten Speisen und Getränke die Tüchtigkeit meines Ehemannes loben.
Am nächsten Tag überrasche ich mein Leckermäulchen gern mit Pralinen, wobei ich ihm die erste gleich in sein Mündchen stopfe. Da erheitert gleich seinen Tag und macht ihn wohl gestimmt, mir die ehelichen Freuden zu bereiten. Dabei denke ich auch an ihn, ich bin ja modern.
Nach einer gelungenen Nacht belohne ich ihn, in dem ich ihn zum Nachmittagsspaziergang ausführe. Während er stets zwei Schritte hinter mir geht, gebe ich ihm Gelegenheit mir von seinem Alltag und seinen kleinen Sorgnissen zu berichten. Da bin ich ganz modern.
Wenn er das Haus verlässt, dann nur im Schutz Körper verhüllenden Stoffes. Sein schön Haar soll nicht Begehrlichlichkeit erwecken, deshalb ist strenge Sorgfalt walten bei sittsam umwickelten Kopf und Hals. So kann sich mein Mann dann frei in der Welt bewegen, da bin ich modern.
Allerdings nicht allein, sondern nur wenn ihn meine 10jährige Tochter geleitet.
Aber ansonsten bin ich modern.