Jubiläum

Solidarisches Handeln

Die Pressemitteilung des Landesfrauenrates Niedersachsen e.V. (LFRN)
Mehr Frauen auf die Wahllisten!

Mit dieser Forderung, die der Landesfrauenrat Niedersachsen e.V. (LFRN) bereits vor etlichen Jahren in die politische Debatte eingebracht hat, wollen wir das Ziel erreichen, dass Frauen in den Parlamenten gleichberechtigt vertreten sind. Leider sind die Frauenanteile in etlichen Parlamenten – auf kommunaler Ebene, in den Landtagen und auch im Bundestag – rückläufig.

Es ist höchste Zeit zum Gegensteuern! Während Regionalquoten weitgehend unhinterfragt angewendet werden, ergeben sich bei der Einführung von Geschlechterquoten intensive Debatten. Parteien müssen sich bei ihrer inneren Ordnung an demokratische Grundsätze halten. Hieraus lässt sich ableiten, dass sie – als Vereinigung mit Verfassungsstatus – sich auch an der Umsetzung des Gleichstellungsauftrags aus Artikel 3 Absatz 2 Grundgesetz zu beteiligen haben.

Immer noch haben Frauen in Parteien, die entweder keine oder nur wenig verpflichtende Regelungen wie eine Quotierung von Listen oder das sog. Reißverschlussverfahren haben, die geringsten Chancen auf ein Wahlmandat.

Angesichts der bevorstehenden parteiinternen Abstimmungen über die Wahllisten für die Bundestagswahl fordern wir die Parteien auf, Kandidatinnen paritätisch, mindestens aber auf aussichtsreichen Listenplätzen aufzustellen.

Wir müssen im europäischen Vergleich deutlich aufholen: Beträgt der Frauenanteil im Bundestag derzeit nur knapp 31 %, so sind es in Frankreich 40 %, auch durch die Einführung eines Paritégesetzes im Jahre 2000. In Spanien, Norwegen, Schweden und Finnland sind mehr als 44 Prozent der Abgeordneten Frauen.

Auch in Deutschland ist es höchste Zeit für einen gleichberechtigten Blick in der Politik!

Der Landesfrauenrat Niedersachsen e.V. (LFRN) ist ein Zusammenschluss über 60 Frauenverbänden und Frauengruppen gemischter Verbände, der über 2,2 Millionen Frauen vertritt. Der DEF ist Mitglied im LFRN.

 



Corona – Gibt es in der Gesellschaft mehr Solidarität als früher?


In den letzten Monaten konnte man in den  meinungsführenden Medien immer wieder den Kommentar hören, die Maßnahmen in der Covid-Krise haben bei großen Teilen der Bevölkerung zu einem neuen Zusammengehörigkeitsgefühl  geführt. Vereint und gemeinsam gegen den unsichtbaren Virenfeind. Wenngleich es auch menschliche Tiefpunkte gab, wie das Hamstern von Mehl, Zucker und vor allem von Toilettenpapier. Dennoch hielten sich die meisten Deutschen an  die Vorschriften der Corona-Regeln.  Die wenigen Ausnahmen der Maskenverweigerer bestätigen die große Akzeptanz der Mehrheit. Die große Mehrheit hält sich an die Regeln. Abstand halten, Gesichtsmaske tragen usw. ..  und zeigt somit ihre Solidarität mit den schwächeren Gliedern der Gesellschaft, die würde man sie anstecken, nicht so leicht mit der Krankheit fertig werden. Für vorerkrankte und ältere Personen kann der Krankheitsverlauf lebensgefährlich werden.  Es gab und gibt viele hilfsbereite Menschen. Die Übernahme von Einkaufsdiensten stärkt die Nachbarschaft.  Wir sahen Bilder von Menschen, die vom Balkon aus für die Wohngegend musizieren.  Viele von uns haben Briefe  geschickt  oder griffen  zum Telefon, um eine Bekannte anzurufen, die man  schon längst hatte kontaktieren wollen.  Lose gewordene Kontakte wurden wieder  gefestigt.   Neue Techniken wurden ausprobiert, Videocharts wurden eingerichtet und so mancher, der vorher alle Technik abgelehnt hatte, erkannte die Vorzüge computerunterstützter Kommunikation.  Alles das war im Sommer 2020 möglich.

Das alles kann nicht darüber hinwegtäuschen:  Zahllose Menschen leiden massiv unter der verordneten Einsamkeit.
Im Sommer 2020 sind viele Menschen in Heimen,  Krankenhäusern und Institutionen gestorben, ohne Abschied von ihren nahen Angehörigen. Viele Ältere durften waren und sind sehr isoliert. In Pflegeeinrichtungen ist Einsamkeit allgegenwärtig ein großes Thema. Die Hausregeln  nahmen darauf keine Rücksicht sondern unterbanden und erschwerten die Besuchsmöglichkeiten. Für viele Pflegebedürftige bedeutet dies Einzelhaft.  Dabei sind keines Deliktes schuldig sondern nur schwach.
Im Sommer haben traurige Beerdigungen stattgefunden, weil nur eine kleine Schar den letzten Weg begleiten durfte.  
Viele Menschen, die ihre sozialen Begegnungen  über Vereine und Klubmitgliedschaften haben, waren auf sich allein zurück geworfen.
Wir durfen nicht einmal sonntags zum Gottesdienst gehen.  Zumal die Kirchen in der Regel groß sind und dort nur zu sehr seltenen Anlässen  Überfüllung  beklagt wird.

Alles das kann man sicher eine gewisse Zeit akzeptieren.  Die Viruslage ist nur einmal eine besondere Situation und eine Ausnahme.

Eine Ausnahme: Wir gehen fast schon intuitiv bei Versammlungen Menschen aus dem Wege.  Kein Handschlag, keine Umarmung, keine nahe vertrauliche Unterhaltung. Der Nächste wird zur potentiellen Gefahr. Neulich konnte in einer Arztpraxis beobachtet werden,  dass sich die Patienten  weiträumig voneinander getrennt  im Treppenhaus aufgereiht hatten. Im Wartezimmer durften lediglich drei Personen zur Zeit sein. An diesem Treppenhaus befand sich ein Fahrstuhl  für gehbehinderte Menschen. Der aus den 50er Jahre stammende Lift hatte eine stark zurückschwingende Tür, die sich von der mit Rollstuhl sitzenden Person nur mit großer Mühe zu bestätigen war. Aufgrund der ausgegebenen strikten Corona-Verhaltensmaßnahmen sprang niemand aus der Warteschleife, um zum Bedürftigen zu eilen und ihn mit dem Rollstuhl aus dem Lift zu befreien.
Sollte dies ein Einzelbeispiel sein oder besteht nicht vielleicht die Gefahr, wenn wir uns weiter von den Mitmenschen distanzieren, auch eine emotionale Distanz entstehen und verfestigen wird. Wir stehen  am Anfang vor weitreichenden Folgen. Es besteht die Gefahr, dass unsere Gesellschaft noch mehr von Vereinzelungen geprägt wird. Es besteht die Gefahr, das Mitgefühl für den Menschen nebenan  verkümmern zu lassen.  
Es bleibt abzuwarten,  ob diese aus funktionalen Erwägungen beschlossenen  Corona-Verhaltensgebote erhebliche Schäden auf der emotionalen Ebene nach sich ziehen werden. Sie  könnten  ein Katalysator für jetzt schon deutliche  gesellschaftliche  Spaltungen sein.

Werden wir – wenn endlich ein Impfmittel zur Verfügung steht – wieder zu unseren Alltagsritualen: Berührungen, Umarmungen, Bus- und Bahnfahrten, …  zurück kehren. Das wäre zu begrüßen.
Andere Gewohnheiten, wie zum Beispiel unsere Konsumgewohnheiten sollten wir überdenken. Müssen sie tatsächlich so viel Reisen, so viele Dinge besitzen, noch mehr Dinge kaufen?
Wir wissen genau, daß dieses unserer Umwelt schadet, zu noch größerer Schadstoffbelastung führt. Brauchen wir die Dinge wirklich. Ist nicht ein weniger auch eine Entlastung?  Für unser Leben? Können wir damit nicht auch einen solidarischen Betrag für die Menschheit leisten. Wenn man das Wissen um die Plastikbelastung der Weltmeere, die Müllhalden in Afrika, die schädlichen Produktionsstätten in  China und im übrigen Südasien  einmal nicht ausblendet, ist ein weniger dringend geboten.
Dieser so vernünftige Gedanke mag vielleicht ein Wunschdenken bleiben. Dennoch sind solche Krisen wie Corona auch Weckrufe, unser Handeln zu denken und zu verändern.  Dies ist ein letztendlich auch ein globaler Solidaritätsgedanke.  Zugegeben ein emphatischer Satz, vor allem dann,  wenn die Solidarität schon bei Klopapier aufhört.





120 Jahre DEF

 19. Oktober 2019
Die Jubiläumsveranstaltung begann am 19. Oktober mit einem Festgottesdienst in der Marktkirche Hannover. Die Predigt hielt Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr. Die Ehrengäste beim anschließenden Empfang im alten Rathaus waren, Caren Marks, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, und Franz Müntefering, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen.

Der anschließende Festakt fand als Studientag im Fortbildungszentrum Stephansstift, Hannover statt.

Es wurde ein Rückblick in die bewegte Geschichte des DEF und einer Diskussionsrunde zum Thema „Frauen gestalten Demokratie – Demokratie beginnt am Küchentisch“ gegeben. Lisi Maier, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit, Lydia Klein, Verwaltungsratsvorsitzende der Verbraucherzentrale Bayern, und Katharina Landgraf, Mitglied des Bundestages konnten als kompetente Gesprächspartnerinnen gewonnen werden für die Frage, wichtig gerade heutzutage die Beiträge für ein demokratisches Miteinander sind und welch große Rolle Frauen dabei spielen.

20. Oktober

Der DEF beschäftigte sich am20. Oktober 2019 bei seiner Bundestagung in Hannover anlässlich seines 120.jährigen Bestehens, mit der Frage: Wofür stehen Frauen heute auf, wofür engagieren sie sich.

In fünf World Cafés diskutierten die Frauen diese Fragen und stellten dazu ihre Forderungen.

Da ist eine Antwort: Frauen wollen sichtbar sein in der Gesellschaft und ihre Leistung, sei es als Erwerbsarbeit, sei es als Haus- oder Familienarbeit, muss anerkannt werden. Diese Leistung muss in einer eigenen Zahl neben dem Bruttoinlandsprodukt als PHIP (Privatwirtschaftliches Inlandsprodukt) aufgeführt werden. Nur so wird die große wirtschaftliche Bedeutung der Haus- und Familienarbeit erkennbar.

Frauen wollen eine eigenständige Existenzsicherung. Sie können heute jeden Beruf erlernen, aber eine wirkliche Wahlfreiheit zwischen Familie und Beruf gibt es noch immer nicht. Jede Frau braucht eine eigenständige Rentenversicherung, nicht nur abgeleitet durch den Ehemann, selbst wenn sich die Eheleute einig sind, dass sie das Hausfrauenmodell leben wollen. Hier muss ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden, dahingehend dass auch Care Arbeit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und mit entsprechenden Rentenpunkten entlohnt werden muss. 

Familien und vor allem alleinerziehende Frauen brauchen bezahlbare Wohnungen. Ein Grundübel liegt darin, dass Kapitalanleger und Sparer in die Anlageform Immobilien bzw. Immobilienfonds gedrängt werden, wollen sie nicht bei der jetzigen Null-Zins-Politik ihr Erspartes verlieren. Geldsammelstellen, wie Investmentgesellschaften auch aus dem Ausland steigen in den Deutschen Wohnungsmarkt ein, weil sie sich davon hohe Renditen versprechen und treiben so die Wohnungspreise hoch. Wir fordern, dass sich die Bundesrepublik Deutschland für eine moderate Zinsanhebung im Euro-Bereich einsetzt.

Ferner müssen Engagements für Schaffung von bezahlbarem Wohnraum auf politischer Seite unterstützt werden, bürokratische Hemmnisse abgebaut und Entscheidungswege verkürzt werden. Zudem müssen öffentliche Hände Bauland zur Verfügung stellen, um beispielsweise die Gründung von Wohngenossenschaften zu erleichtern. Dem jetzigen Trend der Bevölkerungsbewegung hin zu den wenigen großen Zentren bei gleichzeitigem Ausbluten der ländlichen Räume muss von seien der Politik etwas entgegen gesetzt werden, u.a. durch die Förderung von Arbeitsplätzen in kleinen Kommunen und Gemeinden.

Die verschiedenen Religionsgemeinschaften müssen sich besser kennen lernen. Das geht nur im Dialog. Wir müssen alle gesprächsbereit sein, und auf Augenhöhe mit anderen über unseren Glauben, unsere Überzeugungen sprechen. Wir wollen unseren Glauben in Freiheit leben und ihn öffentlich bekennen dürfen, und das muss auch anderen Glaubensgemeinschaften möglich sein. Aber nur im Rahmen des freiheitlich demokratischen Rechtsstaats.  

Gewalt gegen Frauen und Mädchen darf nicht sein. Aber es gibt sie noch, sowohl die strukturelle als auch die physische und psychische Gewalt. Tätliche Angriffe auf (ehemalige ) Partnerinnen geschehen jeden dritten Tag. Hier Hilfe anzubieten, nicht wegzuschauen erfordert Zivilcourage. Frauen Notrufe und Frauenhäuser brauchen unsere, aber auch stärkere staatliche Unterstützung. Frauen müssen stark gemacht werden, dass sie sich aus gewalttätigen Beziehungen lösen können. 
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