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01.12.2020

Die Würde des Menschen ist unantastbar Aus der Beratungsstelle


In den Gesprächen der Beratungsstelle für Geld- und Versicherungsfragen kommt immer mal wieder aufs Trapez: das Thema Prostitution. Frauen gehen „Anschaffen“, um Geld für Anschaffungskredite und die Begleichung von Schulden, die oftmals ihre Partner eingegangen sind, aufzubringen. Ferner ist für viele drogenabhängige Frauen der Verkauf ihrer Körpers die einzige Möglichkeit ihre Sucht zu finanzieren. Dann gibt es noch die versteckte Prostitution bei wohnungslosen Frauen. Das Geschäft heißt Unterkunft und Bleibe gegen sexuelle Gefälligkeiten. Mit den Lockerungen in der Gesetzesgestaltung zur Prostitution im Jahre 2002, die den Verkauf des Körpers als Dienstleistung betrachtet, wurde Deutschland zum „Bordell Europas“, denn während andere Länder begannen ihre Gesetze diesbezüglich strenger zu gestalten, herrscht in Deutschland große Liberalität. Doch nicht zum Nutzen der Menschen, die sich prostituieren und dies sind zum größten Teil Frauen. Hinlänglich ist das Elend vieler junger Mädchen aus Osteuropa, Nah- und Fernost bekannt, die dies nur tun, weil die Armut sie dazu zwingt, nicht wenige davon wurden von Zuhälter mit falschen Versprechungen in diese Lage gebracht. 

Immer wieder wurde auch von Frauenvertreterinnen gesagt, dies sei ein Beruf wie jeder andere, er gehöre aus der Schmuddelecke oder die Frauen gingen dieser Beschäftigung nach, da sie ihnen schnelles Geld bringe. 

Es mag sein, dass es Frauen gibt, die sich aus freien Stücken zu dieser Arbeit bekennen und es mag auch einige geben, die das gerne tun. Diese Argumente werden von Frauen, die ihren Körper verkaufen, in der Beratungsstelle auch häufig vorgebracht. Doch wenn man tiefer in die Lebenslage eintaucht, wird man immer wieder zu der Schlussfolgerung kommen, dass von freier Entscheidung nicht die Rede sein kann. Das spielen oft Alkoholismus in der Familie, Missbrauchserfahrung, Abhängigkeiten von Personen, Drogen, Schulden, usw. eine entscheidende Rolle. Die Aussage: freie Wahl wirkt oftmals wie Hohn.

 

Die Bundesrepublik Deutschland hat in ihrer Gesetzgebung im Allgemeinen ein sehr feines ethisches Sensorium entwickelt, um menschliches Leben zu schützen. Zum Beispiel ist Abtreibung zwar nicht unter Strafe gestellt, dennoch verboten, Experimente mit Menschen für die Pharmazie sind streng geregelt, mit Föten ebenfalls verboten, Leihmutterschaft in Deutschland verboten, Organhandel verboten, – der Handel mit Körpern zur Überlassung von sexuellen Handlungen aber ist erlaubt. Es legt die Frage nahe: 

Wie steht es mit dem Grundsatz aus: „Die Würde ist unantastbar.“? 


Während Deutschland sich für den Handel mit Sex weit öffnete, ging Schweden einen anderen Weg:

Schweden war 1999 das erste Land, welches durch die Einführung des Sexkaufverbots die Gleichberechtigung der Geschlechter vorangebracht hat. Daher wird dieses gesetzgeberische Modell oft auch abolitionistisches oder nordisches Modell genannt. Es besteht aus drei Bestandteilen:D

1) -Entkriminalisierung der Prostituierten

2) -Kriminalisierung der Sexkäufer und Betreiber

3) -Finanzierung von Ausstiegsprogrammen für Prostituierte.i


Folgende Länder haben das abolitionistische Modell schon in die Praxis umgesetzt: Schweden, Norwegen, Island, Kanada, Frankreich, Irland, und Israel. In jedem dieser Länder nimmt das Modell eine andere Form ein, eines jedoch haben diese Länder gemein, sie nennen die Rechte Frauen wichtiger als in Deutschland. Und sicher gibt es bei allen Modellen gewisse Schwachstellen, trotz und allem ist es wichtig sich mit den Grundgedanken auseinander zu setzen.

 

01.07.2020

Die Rückkehr der Heimarbeit? 


In der Corona-Krise werden viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufgefordert, von zu Hause aus zu arbeiten. Dies hat u.a. der Computerisierung einen weiteren Schub gegeben sondern auch dem Arbeiten in Home Office neue Perspektiven gegeben. Die Vorteile liegen auf der Hand, weniger zeitraubende Wege zur Arbeit, weniger Verkehr und damit weniger Umweltbelastung. Ferner können sich die Arbeitenden ihre Arbeit besser einteilen. Wir sprechen hier von Arbeit, die auf ein Beschäftigungs- und/oder Vertragsverhältnis zurückgeht.

Doch wie sieht es mit den Frauen aus, die zusätzlich noch einen großen Teil an CARE-Arbeit leisten? Nachweislich sind es die Frauen und Mütter, die den Löwenanteil der Hausarbeit, der Erziehungsleistung und der Pflege leisten. Für diese Arbeit gibt es höchstens in Sonntagsreden einmal eine Anerkennung. Finanziell und sozialversicherungstechnisch zahlen diese, wie man weiß, keineswegs aus. Nicht wenige Frauen, die ihr aktives Leben in den Dienst am Nächsten gestellt haben, sind im Alter dann von Armut bedroht. Die herkömmliche Rollenverteilung scheint vor allem dann zu greifen, wenn Kinder zu betreuen sind. Dies konnte wieder besichtigt werden, als im Zuge von Corona, die Schulen geschlossen worden. Homeschooling und Sorgearbeit belasten Familien. Auch hier tragen wieder Frauen die größere Last und Verantwortung. Diese Belastung trifft dreifach zu, wenn Frauen Heimarbeit am PC, die Beschulung und Betreuung zu bewältigen haben.

Daher brauchen wir dringend eine Wertschätzung der CARE-Arbeit, die von Frauen und Männer erbracht werden. Diese darf sich nicht in Sonntagsreden erschöpfen, sondern muss sich in finanzieller Absicherung präsentieren. Wir weisen auf unseren Vorschlag für eine generelle gerechtere Neuordnung der Altersversorgung hin.


Ferner unterstützt der DEF Hannover die Forderungen, die der DEF Bayern mit folgenden Punkten zusammengefasst hat:



- Mehr Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung durch Homeoffice, Telearbeit und Arbeitszeitkonten;

- flächendeckend betriebsinterne kommunale Angebote zur Unterstützung bei der Pflege;

- Einführung einer steuerfinanzierten Lohnersatzleistung als eigener Anspruch der Pflegenden;

- die Anrechnung von Pflegezeiten in der Rentenversicherung ist für alle Pflegenden (auch für Nachbarn und Freunde und nicht nur für nahe Angehörige). 


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